Akzeptanz – die zweite Säule der Resilienz

28. Februar 2021
Akzeptanz - die zweite Säule der Resilienz

Durch die Resilienzforschung kennen wir die sieben Säulen oder auch Schlüssel der Resilienz. Die Akzeptanz ist eine dieser sieben Säulen.

Vielleicht kennst Du das folgende Sprichwort:

„Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu akzeptieren, welche ich nicht Ändern kann. Den Mut, die Dinge zu ändern, welche ich ändern kann. Und die Weisheit, dass eine vom anderen zu unterscheiden.“

Häufig erlebe ich, dass Klientinnen und Klienten Akzeptanz als eine Form der Hilflosigkeit interpretieren und wahrnehmen, wodurch sie sich sehr niedergeschlagen fühlen.

Mit Akzeptanz zu mehr Handlungsfähigkeit

Wenn wir lernen und uns darin üben, Situationen und Geschehnisse zu akzeptieren, sie wertefrei erst einmal als das zu sehen was sie sind, nämlich Ereignisse, die stattgefunden haben und bereits mit Ihrer Realisierung, unserem Bewusstwerden, in unserer Vergangenheit liegen, gibt uns dies die Möglichkeit zum Handeln.

Wir können nichts in der Vergangenheit ändern. Wohl aber können wir aus den Geschehnissen lernen und diese Erfahrungen für unsere Zukunft nutzen. Die Analyse und Reflexion über die Ereignisse führt uns zu einer höheren Selbsterkenntnis und stärkt unseren Handlungsspielraum.

Akzeptanz bedeutet in diesem Falle, die Vergangenheit, die damit verbundenen Geschehnisse, Verluste und den empfundenen Schmerz anzunehmen und ins Hier und Jetzt zu blicken. Zu prüfen, was wir aus der Situation lernen können, was wir unter Umständen selbst dazu beigetragen haben und wie wir uns diese Erkenntnisse Jetzt und für unsere Zukunft nutzbar machen können.

Was Akzeptanz nicht ist

Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir keinen Schmerz, keine Hilflosigkeit oder andere Emotionen empfinden dürfen. Akzeptanz bedeutet Annahme gerade dieser Emotionen. Häufig konnte ich beobachten, wie Menschen versuchen die unangenehmen Emotionen und Ereignisse zu verneinen oder versuchten, diese abzulehnen und zu verdrängen. Dieses Verhalten birgt die Gefahr, in die Opferrolle zu verfallen. Dann tauchen im Geist Fragen auf wie; „Warum ist das gerade jetzt passiert? Warum passiert das ausgerechnet mir? Warum…“

Genau dies ist Akzeptanz nicht. Akzeptanz ist eine Haltung der Annahme all dessen was passieren kann und passiert ist. Das Grübeln darüber bzw. die Verneinung oder Verleugnung der Geschehnisse zieht uns in eine Abwärtsspirale von negativen Emotionen, Trägheit und macht uns Handlungsunfähig. Dies alles ist nicht im Sinne der Akzeptanz zu verstehen bzw. kein Bestandteil von eben dieser.

Akzeptanz bedeutet Annahme

Mit Akzeptanz ist also die wertungsfreie Annahme der Ereignisse zu verstehen und die damit verbundene Reflexion und Selbsterkenntnis als Quelle und Stärkung unserer Handlungsfähigkeit. Natürlich ist dies nicht immer einfach und gerade bei Schicksalsschlägen eine große Herausforderung. Allerdings können wir diese Fähigkeit Tag täglich im Kleinen üben. Im Straßenverkehr, beim Einkauf, auf der Arbeit, wenn wir auf den Bus oder die Bahn warten, welche natürlich wieder einmal Verspätung hat. Dann können wir uns entweder furchtbar darüber ärgern oder die Situation annehmen und schauen, was wir mit der gewonnenen Zeit anstellen.

Das Training und der Aufbau dieser Fähigkeit ist trainierbar und erfordert vor allem die Bereitschaft zu geistigem Einsatz unsererseits. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, jede investierte Minute hierin lohnt sich, da es unsere Lebensqualität nachhaltig und langfristig verbessert.

Und jetzt, viel Spaß beim üben.

Herzliche Grüße

Pierre Alexander Hilbig

Über den Autor

Pierre Alexander Hilbig

Pierre Alexander Hilbing

Seit 2017 bin ich als selbstständiger Coach tätig und darf tagtäglich zu günstigen Wendungen und nachhaltigen Lösungen in herausfordernden Situationen beitragen, sowie Vorträge und Trainings als Dozent geben.